Stiftung Warentest: Pokémon Go ist keine Datenkrake

Kritisch, aber nicht sehr kritisch - so stuft die Stiftung Warentest das Datensende-Verhalten des boomenden Smartphone-Spiels Pokémon Go ein. Der heftigen Kritik von Datenschützern schon im Vorfeld schließt sie sich nicht an. Dafür warnt sie vor anderen Gefahren - ganz realen.

Kritisch, aber nicht sehr kritisch - so stuft die Stiftung Warentest das Datensende-Verhalten des boomenden Smartphone-Spiels Pokémon Go ein. Der heftigen Kritik von Datenschützern schon im Vorfeld schließt sie sich nicht an. Dafür warnt sie vor anderen Gefahren - ganz realen.

Natürlich sammelt das Spiel reichlich Daten von seinen Nutzern. Das zeigte auch der Testlauf der Android- und iOS-Versionen im Stiftung Warentest-Labor. Aber: Diese Sammelei sei für das Funktionieren des Spiels nötig. Kritikwürdig finden die Tester aber, dass einige Daten unverschlüsselt übertragen werden und dass einige Informationen erhoben werden, deren Erfassungszweck unklar bleibt. Für problematischer als die App selbst hält die Stiftung "die sehr langen Nutzungsbedingungen und die Datenschutzrichtlinie". Sie enthalten einige unzulässige Klauseln, wegen der die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) den Hersteller bereits abgemahnt habe.

Unklar sei etwa, wozu die App den Mobilfunkanbieter des Nutzers erfassen muss. Und wieso Pokémon Go eine Berechtigung haben will, die es - zumindest derzeit - gar nicht ausnutzt: Die App verlangt Zugriff auf das Adressbuch des Nutzers, überträgt die Kontakte aber im Gegensatz zu vielen anderen Apps nicht auf Firmenserver. Von der Verschlüsselung ausgenommen sind laut Stiftung Warentest etwa die Standortdaten bei Android und Nutzungsstatistiken bei Android und iOS.

Die App überträgt viele Daten an Dritte - das sind jedoch meist Dienstleister mit nachvollziehbaren Funktionen wie Google und Apple. Aber auch die Firma Upsight, die sich primär um Datentracking, Marketing und zielgerichtete Werbung kümmert, wird mit Daten beliefert. Das sei "für Nutzer mitunter unerfreulich, aber wenig überraschend bei einem kostenlos herunterladbaren Spiel", kommentiert Stiftung Warentest.

"Sehr deutliche Mängel" attestiert sie der Datenschutzerklärung, viele Angaben seien nur teilweise transparent. Der Verkauf virtueller Gegenstände - von Münzen über Pokébälle bis hin zu Lockmodulen, die auf Pokémonster einen unwiderstehlichen Reiz ausüben, könnten ganz schön ins Geld gehen und vom Hersteller einfach wieder einkassiert werden, kritisiert die Stiftung Warentest. Sie rät Nutzern, keinesfalls ihren realen Namen als Benutzernamen im Spiel zu benützen. Wer sichergehen wolle, dass Niantic möglichst wenig von ihm erfahre, könne einen neuen Google-Account mit einem ausgedachten Namen einrichten, der nur zum Download und zur Nutzung der Pokémon-Go-App verwende wird.

Ein Sprecher der Stiftung: "Hersteller Niantic untersagt das in seinen Nutzungsbedingungen zwar, dürfte aber Schwierigkeiten haben, das Verwenden pseudonymer Accounts zu erkennen und zu unterbinden." Das Fazit der Tester: Am gefährlichsten am Spiel seien bei Pokémon Go nicht die Datenschutz-Probleme, sondern reale Bedrohungen wie Unaufmerksamkeit im Straßenverkehr, das Betreten abgesperrter oder unsicherer Areale sowie an zentralen Spielorten lauernde Kriminelle.

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