"Lernender" Computer vereinfacht Wahlforschung

Moderne Computer besitzen Künstliche Intelligenz (KI) - sie können lernen. Mit Hilfe dieser Rechner sollen bessere Wahlprognosen erstellt werden können.


Moderne Computer besitzen Künstliche Intelligenz (KI) - sie können lernen. Mit Hilfe dieser Rechner sollen bessere Wahlprognosen erstellt werden können. Das Novum: Es wird in den Umfragen nicht mehr nach der konkreten Parteipräferenz gefragt, sondern nach den Lebensumständen und Werthaltungen. Die Hochschule Darmstadt hat zu diesem Thema nun Forschungsergebnisse vorgestellt.

Künstliche Intelligenz könne die Parteipräferenzen von befragten Bürgerinnen und Bürgern besser und genauer vorhersagen als die üblichen Befragungen, meint Prof. Dr. Ingo Hamm von der Hochschule Darmstadt. Der Professor am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften hat die repräsentativen Daten von 4.000 nach ihrer Werthaltung befragten Bundesbürgern nicht mit Hilfe von statistischen Verfahren, sondern mit einer lernenden KI ausgewertet. Sie schloss aus Werthaltungen, welche Partei die Befragten wählen könnten.

Das Ergebnis: Mit nur 15 Kernfragen soll das System die Nähe zu einer bestimmten Partei sehr gut vorhersagen und damit die Wahlforschung erleichtern können. Das Problem bei den direkten Fragen nach der Lieblingspartei sei, dass Forscher nicht wissen können, ob die Befragten auch die Wahrheit sagen. Konventionelle Wahlforscher lagen schon oft daneben, beispielsweise beim Brexit oder der Präsidentenwahl in den USA. Diese Unsicherheit fällt bei der Computer-Analyse weg.

Die trainierte Künstliche Intelligenz besteht aus einem "Neuronalen Netz", also extrem vielen miteinander vernetzten mathematischen Funktionen. Dieses "künstliche Gehirn" lernt durch viele Durchläufe mit Daten, die Realität abzubilden und vorherzusagen. Datengrundlage waren Fragen zu Werthaltungen und Einstellungen sowie weitere Antworten zu Beruf und Alter. Erst zum Schluss der Befragungen wurde auch nach einer Parteipräferenz für CDU, SPD, FDP, Grüne, Linke oder AfD gefragt.

Ergebnis: "Soziale Gerechtigkeit kann alle Parteipräferenzen erklären", sagt Hamm. Somit stelle dieser Faktor eines der wenigen grundlegenden Themen dar, bei dem jede der untersuchten Parteien punkten könnte. "Auch die Bereiche Entfremdung und Verdrossenheit haben große Erklärungskraft", sagt Hamm. Meinungen wie "Es ist egal, wen man wählt, es ändert sich ja sowieso nichts" finden am wenigsten bei CDU- und SPD-Wählern Zustimmung, am meisten bei AfD-Wählern, aber auch erstaunlich viel unter Anhängerinnen und Anhängern der Linken, Grünen und teilweise auch der FDP.

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