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mp Groß-Gerau - Bei steigenden Temperaturen leiden an Multipler Sklerose (MS) erkrankte Patienten häufig an einer Verschlechterung ihrer Beschwerden. Stefan Schweihofer / pixabay.com

Multiple Sklerose: Kühle Tipps für heiße Tage

Wenn die Temperaturen steigen, leiden an Multipler Sklerose (MS) erkrankte Patienten häufig an einer Verschlechterung ihrer Beschwerden. Dr. med. Mimoun Azizi, Chefarzt der Klinik für Neurogeriatrie im Allgemeinen Krankenhaus Celle, zeigt die Ursachen auf und gibt Tipps für eine Abkühlung. .


Bei steigenden Temperaturen leiden an Multipler Sklerose (MS) erkrankte Patienten häufig an einer Verschlechterung ihrer Beschwerden. Dr. med. Mimoun Azizi, Chefarzt der Klinik für Neurogeriatrie im Allgemeinen Krankenhaus Celle, zeigt die Ursachen auf und gibt Tipps für eine Abkühlung.

MS ist eine entzündliche Erkrankung des Gehirns und Rückenmarks, die die Markscheiden - sozusagen die Isolierschicht - der Nervenzellen angreift. Wie bei einer Verletzung der Haut können sich auch im Gewebe des Hirns Narben bilden, was dazu führt, dass Signale schlechter übertragen werden. Eine Erhöhung der Körpertemperatur verstärkt diesen Effekt und kann zu einer Verschlechterung der MS-Symptome wie Schmerzen, Gefühlsstörungen und Mobilitätseinschränkungen führen.

"Bei MS kommt es zum Abbau der Myelinschicht und damit zu einer Verlangsamung der Leitung der Nervengeschwindigkeit. Bei Wärme verlangsamt sich der Weiterleitung der Signale an den Stellen, wo die Myelinschicht durch die MS beschädigt wurde, zusehends. Die Entzündung selbst wird durch Wärme oder Hitze hingegen nicht angefacht." sagt Dr. Azizi.

Für viele MS-Patienten könne Wärme allerdings eine vorübergehende deutliche Verschlechterung der Symptome bewirken, wodurch sie verstärkt unter Beschwerden wie Erschöpfung und Bewegungsstörungen leiden würden Dies bedeute aber nicht unbedingt, dass sie etwa auf Reisen in tropische Gebiete verzichten müssten.

Vielmehr müssten einige Punkte beachtet werden: In erster Linie könne kühle Kleidung sehr hilfreich sein, aber auch das Tragen von Kühlwesten, Kühlhauben und Kühlstrümpfen sei sehr zu empfehlen. Eine Alternative sei eine Schüssel mit kaltem Wasser, in welche Füße und Arme getaucht werden könnten.

Lange Aufenthalte in der Sonne sollten generell gemieden werden. Zudem sollten Betroffene viel Flüssigkeit zu sich nehmen, auf die Hygiene achten und sich ausreichend Pausen gönnen. Im Rahmen eines ausführlichen Vorab-Gesprächs mit dem behandelnden Arzt sollten die erforderlichen und machbaren Impfungen ausführlich besprochen werden und lange vor dem Abflug erfolgen.

Doch alle Maßnahmen helfen nicht, wenn MS nicht richtig therapiert wird - und das möglichst früh. Bei Multipler Sklerose können frühzeitige Antikörpertherapien (z. B. mit dem Wirkstoff Ofatumumab) Schübe deutlich reduzieren. Patienten können sich diesen Wirkstoff selbst mit einem Injektionspen verabreichen. Bei einer späteren Verlaufsform der Erkrankung kann eine Therapie mit dem Wirkstoff Siponimod helfen, Nervenschäden zu verlangsamen und die Beweglichkeit sowie geistige Funktionen zu erhalten.

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