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wid Groß-Gerau - Portemonnaie fest verschlossen: Die beharrlich starken Preisanstiege haben die Kaufkraft der Haushalte weiterhin massiv gemindert und den Konsum gehemmt. stevepb / pixabay.com

DIW-Konjunkturbarometer mit düsteren Aussichten

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) mit Sitz in Berlin hat schlechte Nachrichten zur deutschen Konjunktur zu vermelden.


Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) mit Sitz in Berlin hat schlechte Nachrichten zur deutschen Konjunktur zu vermelden. Nachdem der Barometerwert für das zweite Quartal 2023 im April über der 100-Punkte-Marke lag, rutschte der Wert im Mai auf 91 Punkte ab. Die Aussichten auf eine schnelle Erholung der deutschen Wirtschaft nach der technischen Rezession im Winterhalbjahr haben sich somit eingetrübt.

"Der Rückgang der Wirtschaftsleistung im Winter ist stärker ausgefallen als erwartet wurde", sagt Timm Bönke, Co-Leiter des Konjunkturteams im DIW Berlin. Und auch die Erholung werde wohl zaghafter sein als zuvor angenommen." Geraldine Dany-Knedlik, Co-Leiterin des DIW-Konjunkturteams, ergänzt: "Die hartnäckig hohe Inflation und die Zinsanhebungen dämpfen Kaufkraft und Kreditvergabe, und auch aus dem Ausland kamen zuletzt nicht die erhofften Impulse."

Die deutsche Industrie kann zwar auf ein starkes erstes Quartal zurückblicken; vor allem die Produktion stieg dank der Entspannung der Lieferketten und des hohen Auftragsbestands zum Jahresbeginn kräftig. Die Erwartungen bleiben jedoch zurückhaltend, denn die Auftragseingänge waren zuletzt wieder rückläufig.

"Die starken Zinserhöhungen und die hinkende Weltkonjunktur bremsen die Aktivitäten der deutschen Industrie," sagt Laura Pagenhardt, DIW-Konjunkturexpertin. "Viele Unternehmen sind verunsichert und beschränken sich momentan eher darauf, ihre Geschäftstätigkeit in bisherigem Umfang aufrechtzuerhalten, statt sie auszuweiten." Im aktuellen Umfeld sei kaum mit einer raschen Veränderung der Lage zu rechnen.

Auch bei den Dienstleistungen ist die Lage angespannt. Die beharrlich starken Preisanstiege hätten die Kaufkraft der Haushalte weiterhin massiv gemindert und den Konsum gehemmt, teilt das DIW mit. Die Umsätze im Einzelhandel gingen zuletzt zurück und auch die Geschäftserwartungen der Dienstleister haben sich eingetrübt.

Zwar wirke der Arbeitsmarkt durch die bis zuletzt deutlich gestiegene Beschäftigung stützend, die Lohnanhebungen könnten bis jetzt jedoch kaum mit der Inflation mithalten. "Die deutsche Wirtschaft findet vorerst nicht aus der Talsohle heraus", stellte DIW-Konjunkturexperte Guido Baldi klar. Sie hätte zwar bislang die Energiepreiskrise erstaunlich gut überstanden, aber eine kräftige Erholung sei leider nicht in Sicht.

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