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wid Groß-Gerau - In der "Blue Economy" bewegt sich was. Schäferle / pixabay.com

Blue Economy wächst stärker als Gesamtwirtschaft

Der Zustand der Ozeane ist nicht nur ein Thema für Umweltschützer. Auch Investoren interessieren sich für die Weltmeere. Stichwort: 'Blue Economy'.


Der Zustand der Ozeane ist nicht nur ein Thema für Umweltschützer. Auch Investoren interessieren sich für die Weltmeere. Stichwort: "Blue Economy". "Der Gesundheitszustand der Ozeane sollte uns alle interessieren - nicht allein aus ökologischen, sondern auch aus ökonomischen Gründen", sagt DWS-Fondsmanager Paul Buchwitz.

Die Blue Economy dürfte bis 2030 stärker wachsen als die Gesamtwirtschaft und ihren Beitrag zur globalen Wertschöpfung ausgehend von 2010 bis 2030 mehr als verdoppeln. Doch laut einer Prognose des WWF könnten in den nächsten 15 Jahren Wertverluste von mehr als 8,4 Billionen Dollar drohen: Verschmutzung, Überfischung und der fortschreitende Klimawandel setzen dem Ökosystem Meer rund um den Globus erheblich zu. Der Handlungsdruck ist laut Buchwitz daher größer denn je:

"Rund 70 Prozent aller Wirtschafts- und Dienstleistungen, die in Verbindung mit dem Meer erbracht werden, sind von einem gesunden Ökosystem abhängig. Oder anders gesagt: Die meisten Unternehmen, in die wir investieren, sind im Zusammenhang mit der Verschlechterung des Meereszustands Risiken ausgesetzt."

Ein wichtiger Schritt, um diese Risiken langfristig zu reduzieren ist laut Buchwitz die Transformation der Blue Economy hin zu einer nachhaltigen Blue Economy. Insbesondere Investoren komme dabei eine wichtige Rolle zu: Es sei nicht nur wichtig, Unternehmen zu fördern, deren Geschäftsmodelle und Produkte bereits einen positiven Einfluss auf die Meere haben, sondern auch mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, die ihre Wirkung auf die Ozeane noch verbessern müssten.

Die DWS setzt daher - unterstützt von ihrem Partner WWF Deutschland - auf Engagement, das heißt, auf die intensive Zusammenarbeit mit Unternehmen in Bereichen, in denen Risiken in Verbindung mit dem Meer bestehen und Verbesserungspotenzial erkennbar ist. "Wir müssen zunächst verstehen, wie Unternehmen die Gesundheit der Ozeane beeinflussen und wo ihre Risiken im Zusammenhang mit dem Ozean liegen, um im nächsten Schritt gemeinsam mit ihnen Transformationsschritte abzuleiten."

Da es insbesondere mit Blick auf meeresbezogene Risiken an öffentlich verfügbaren Daten mangele, setze die DWS auf Handarbeit. "Wir versenden Fragebögen an die Unternehmen, werten diese aus - und je nach Ergebnis starten wir Engagements; aktuell stehen wir mit Unternehmen aus den Sektoren Kreuzfahrt, Schifffahrt und Aquakultur in einem engen Dialog", berichtet Buchwitz.

"Im Aquakultursektor schauen wir uns entlang der UNEP-FI-Grundsatzleitlinien zum Beispiel an, ob die lückenlose Rückverfolgbarkeit von Meeresfrüchten in der Lieferkette gewährleistet ist, aber etwa auch, welche Strategie die Unternehmen mit Blick auf den fortschreitenden Klimawandel verfolgen", sagt der Finanzexperte.

Denkbare Meilensteine eines Engagements-Prozesses könnten zum Beispiel die Umstellung auf ausbruchsichere Fischgehe sein, der Austausch von klimaschädlichen Dieselgeneratoren durch Stromquellen aus Erneuerbaren Energien oder der Ersatz von Fischmehl aus Wildfang durch nachhaltige Futtermittel wie etwa Insektenproteine oder Mikroalgen.

In bedeutenden Blue-Economy-Sektoren wie der Aquakultur, die nicht zuletzt mit Blick auf den Einsatz von Pestiziden und Antibiotika erhebliche negative Auswirkungen auf die Ozeangesundheit haben kann, sei die Transformation enorm wichtig - insbesondere aufgrund des weiterhin kräftigen Wachstums: Prognosen der Welternährungsorganisation FAO zufolge könnte die Fischerei- und Aquakulturproduktion bis 2030 auf 202 Millionen Tonnen steigen, was einem Plus von 14 Prozent gegenüber 2020 entspreche, wovon der größte Anteil des Anstiegs auf die Aquakultur entfallen dürfte.

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