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wid Groß-Gerau - Die Hoffnung auf eine Konjunktur-Erholung deckt sich nicht mit der realen wirtschaftlichen Entwicklung; weiterhin weisen die Indikatoren nach unten. Alexandra_Koch / pixabay.com

Die EZB und Bremsspuren in der Konjunktur

Der deutsche Makroökonom Heiner Flassbeck sieht die Zinspolitik der EZB kritisch. Steigende Zinsen hält er angesichts der jetzigen wirtschaftlichen Lage für unverantwortlich.


Der deutsche Makroökonom Heiner Flassbeck sieht die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) kritisch. Steigende Zinsen hält er angesichts der jetzigen wirtschaftlichen Lage für unverantwortlich. In einem Gespräch auf dem Youtube-Kanal "Rene will Rendite" warnt er vor einer langanhaltenden Rezession.

Inflation sei aber gegenwärtig kein Problem. "Auf der Erzeugerseite gibt es keine Inflation mehr", sagt der ehemalige Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. "Die Preise sinken eher als dass sie steigen." Insbesondere der Rückgang bei den Energiepreisen werde die Preisentwicklung dämpfen. Es gebe also keinen Grund für eine Erhöhung der Zinsen durch die EZB.

"Wenn die EZB die Zinsen erhöht, hat sie in einer Art und Weise versagt - das ist ungeheuerlich", betont Flassbeck. Wenn sich im kommenden Herbst die negativen Auswirkungen bemerkbar machten, seien Rücktritte fällig. "Wir haben jetzt schon massive Bremsspuren in der Konjunktur", sagt der promovierte Volkswirt und Professor an der Uni Hamburg.

Die deutsche Wohnungswirtschaft sei eingebrochen wie noch nie zuvor. "Der Wohnungsbau liegt bei den Auftragseingängen bei minus 30 bis 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr - das ist eine schlichte Katastrophe." Der Staat wolle ja 400.000 Wohnungen bauen. "Es ist klar, dass das jetzt kaputt ist." Die Bremsspuren seien derweil in der gesamten Konjunktur zu erkennen.

Zwei negative Quartale liegen hinter der deutschen Wirtschaft. Flassbeck: "Die Indikatoren weisen weiterhin nach unten - irgendjemand muss dagegenhalten." Vor diesem Hintergrund die Staatsschuldenbremse wieder anzuziehen, halte er für vollkommen falsch. "Bundesfinanzminister Christian Lindner muss doch merken, dass er jetzt nicht einfach sparen kann." Das führe nämlich zu einer weiteren Verstärkung der rezessiven Entwicklung.

Lars Wallerang / wid

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