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mp Groß-Gerau - Migräne auf natürlichem Wege vorzubeugen, ist sehr schwer. Gerd Altmann / pixabay.com

Gewitter im Kopf

Migräne ist eine ernst zu nehmende neurologische Erkrankung, die mit heftigen, meist einseitig pochenden Kopfschmerzen einhergeht. Weitere Symptome sind Licht- und Geräuschempfindlichkeit, Sehstörungen und Übelkeit. Auch Depressionen und Angststörungen werden mit Migräne in Zusammenhang gebracht. Die Migräne-Expertin Dr. Astrid Genolla, Fachärztin für Neurologie, Spezielle Schmerztherapie und Psychotherapie aus Essen klärt auf und gibt Tipps.


Migräne ist eine ernst zu nehmende neurologische Erkrankung, die mit heftigen, meist einseitig pochenden Kopfschmerzen einhergeht. Weitere Symptome sind Licht- und Geräuschempfindlichkeit, Sehstörungen und Übelkeit. Auch Depressionen und Angststörungen werden mit Migräne in Zusammenhang gebracht. Die Migräne-Expertin Dr. Astrid Genolla, Fachärztin für Neurologie, Spezielle Schmerztherapie und Psychotherapie aus Essen klärt auf und gibt Tipps.

Etwa acht bis zehn Millionen Menschen in Deutschland leiden daran, Frauen mindestens doppelt so häufig wie Männer. Die chronische Migräne kann den Alltag und das Privatleben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Moderater Ausdauersport, Entspannungsübungen, Yoga oder eine Verhaltenstherapie könnten den Betroffenen helfen, rät Dr. Genolla. "Ebenso zu empfehlen sind eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit frischen vollwertigen Produkten und ein strukturierter Tagesablauf. Außerdem sollte möglichst auf Alkohol und Nikotin verzichtet werden, auch zu viel Koffein kann Migräne triggern."

Manchen Betroffenen helfe Kälte in Form von kühlen Umschlägen auf der Stirn. Anderen Wärme (z. B. Wärmflasche) oder auch Bettruhe. Ebenso könnten frische Luft oder Pfefferminzöl auf die Schläfen positiv wirken. Vermeiden ließen sich Migräneattacken dadurch aber nicht.

"Reichen diese Verhaltensweisen nicht aus, um dauerhafte und anhaltende Attacken zu reduzieren, kann ein Facharzt helfen. Speziell für die vorbeugende Behandlung der Migräne wurden Antikörpertherapien entwickelt, die per Autoinjektion einmal im Monat verabreicht werden. Ein spezielles Protein, das so genannte CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide), ist im Gehirn mitverantwortlich für die Entstehung von Migräneattacken. Hemmt man nun das CGRP durch Antikörper, dann kann das sehr spezifisch helfen, die Attacken zu reduzieren oder ganz auszuschalten", weiß die Expertin.

2018 wurde in Deutschland der Wirkstoff Erenumab als erster dieser Wirkstoffklasse zugelassen. Inzwischen seien mehrere Medikamente verfügbar, wie z. B. Fremanezumab oder Galcanezumab. Nach entsprechender Einweisung durch den Facharzt könnten Patienten die Migränespritze auch selbst anwenden. "Als vorbeugende Maßnahme ist die Antikörpertherapie meiner Erfahrung nach eine sehr gute Therapieoption für Betroffene, die unter häufigen Attacken leiden". betont Dr. Genolla.

Seit Oktober 2022 gilt für das Medikament Erenumab außerdem eine neue Erstattungssituation: Anders als zuvor, ist der Wirkstoff jetzt auch unabhängig von Vortherapien erstattungsfähig und wird von den Krankenkassen übernommen, so dass mehr Patienten schneller von dieser Therapieform profitieren können.

Im Gegensatz zu einer klassischen medikamentösen Prophylaxe, deren Wirkung erst nach einigen Monaten eintrete, würde die CGRP-Antikörpertherapie bereits innerhalb weniger Tage wirken. Studien würden neben der hohen Wirksamkeit eine gute Verträglichkeit des Medikaments im Vergleich zu anderen Präparaten nachweisen.

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