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mp Groß-Gerau - Professor Volker Nürnberg: "Bei vielen Mitarbeitern ist nicht nur der Akku leer, sondern das Ladekabel defekt." andreas160578 / pixabay.com

Dramatischer Anstieg der Psych-Fehlzeiten im 3. Quartal 2023

Von Juli bis September 2023 gab es für ein Sommerquartal ungewöhnlich viele krankheitsbedingte Arbeitsausfälle in Deutschland. Laut Fehlzeitenanalyse der gesetzlichen Krankenkasse DAK-Gesundheit gab es rund ein Viertel mehr Fehltage wegen Depressionen oder Angststörungen als im Vorjahresquartal.


Von Juli bis September 2023 gab es für ein Sommerquartal ungewöhnlich viele krankheitsbedingte Arbeitsausfälle in Deutschland. Laut Fehlzeitenanalyse der gesetzlichen Krankenkasse DAK-Gesundheit gab es rund ein Viertel mehr Fehltage wegen Depressionen oder Angststörungen als im Vorjahresquartal.

Der Krankenstand lag im 3. Quartal 2023 mit 5,0 Prozent über dem schon sehr hohen Niveau des Vorjahresquartals mit 4,7 Prozent. Im Durchschnitt hatte jeder Beschäftigte fast fünf Fehltage - obwohl es keine Sommergrippewelle gab. Verantwortlich für den weiterhin sehr hohen Krankenstand war vor allem ein erneuter Anstieg bei den psychischen Erkrankungen.

Bei Depressionen und Angststörungen ging der Arbeitsausfall um 24,3 Prozent hoch, von 70 auf 87 Fehltage je 100 Beschäftigte. "Ein Anstieg von einem Viertel gegenüber dem Vorjahresquartal ist als dramatisch, quasi als epidemisch zu bezeichnen", kommentiert Professor Volker Nürnberg den Anstieg. Der Experte für Betriebliches Gesundheitsmanagement: "Burnout ist die neue Pandemie! Bei vielen Mitarbeitern ist nicht nur der Akku leer, sondern das Ladekabel defekt."

Bei den Muskel- und Skelett-Erkrankungen betrug der Anstieg 25,2 Prozent. Hier gab es mit 101 Fehltagen je 100 Beschäftigte insgesamt den größten Arbeitsausfall. Bei vielen Krankschreibungen in dieser Erkrankungsgruppe gehen Fachleute davon aus, dass sie zu einem gewissen Grad auch mit psychischen Belastungen in Verbindung stehen.

"Man muss wissen, dass sich eine Menge - bis zu einem Drittel - der psychischen Erkrankungen in dieser Gruppe verbergen, etwa der psychosomatische Rückenschmerz", betont Volker Nürnberg. "Die vielfältigen Belastungen und die seelische Anspannung der Menschen machen sich bei den Rückenproblemen bemerkbar."

Die DAK-Gesundheit prognostiziert - bedingt durch die anstehende Erkältungssaison - noch stärker steigende Fehlzeiten im 4. Quartal und einen neuen Jahreshöchstwert. "Aufgrund unserer Analyse gehen wir davon aus, dass wir 2023 zum ersten Mal seit vielen Jahren insgesamt auf deutlich über 20 Fehltage pro Beschäftigte und Jahr kommen werden", sagt Andreas Storm,Vorstandschef der DAK-Gesundheit.

Der stark erhöhte Krankenstand treffe Deutschland in Zeiten eines steigenden Personalmangels und sei eng mit diesem verknüpft. Firmen und Betriebe in Deutschland sollten auch im eigenen Interesse verstärkt auf den Gesundheitsschutz ihrer Mitarbeitenden achten und Ressourcen ins Betriebliche Gesundheitsmanagement investieren. So könne der Teufelskreis durchbrochen werden, um die Gesundheit der Beschäftigten zu schützen und gleichzeitig die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Unternehmen zu sichern, so Storm.

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