img
wid Groß-Gerau - Tempel der Hochfinanz: An der New Yorker Wall Street bündeln sich Eigentümer deutscher Unternehmen. bjmyers / pixabay.com

Deutsche Unternehmen in der Hand von Blackrock

Seit der globalen Finanzkrise haben sich die Eigentümerstrukturen börsennotierter deutscher Unternehmen stark gewandelt.


Seit der globalen Finanzkrise haben sich die Eigentümerstrukturen börsennotierter deutscher Unternehmen stark gewandelt: 22 der 25 größten börsennotierten Unternehmen haben inzwischen gemeinsame Anteilseigner mit mindestens einem anderen Unternehmen, doppelt so viele wie vor der Finanzkrise.

Auffällig ist, dass vor der Finanzkrise vorwiegend deutsche Banken und Versicherungskonzerne wie Allianz und die Deutsche Bank die gemeinsamen Investoren waren. Nach der Finanzkrise dominieren US-Vermögensverwalter wie BlackRock. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin.

"Da wir aus den USA wissen, dass die Finanzkrise das sogenannte Common Ownership erheblich verändert hat, interessierte uns, ob in Deutschland Parallelen zu erkennen sind", erläutert DIW-Ökonom Jo Seldeslachts. Die Analyse zeige tatsächlich auch hierzulande eine deutliche Zunahme von gemeinsamen Anteilseignern und eine Verlagerung von deutschen zu US-Investoren einige Jahre nach der Finanzkrise. Aber so eng über Investoren vernetzt wie die US-Unternehmen seien die deutschen noch lange nicht.

Gemeinsame Eigentümerstrukturen liegen vor, wenn die Investoren an mehreren Unternehmen mehr als ein Prozent der Anteile gleichzeitig halten und - das ist das Besondere in der vorliegenden Analyse - sich die Anteile der gemeinsamen Investoren auf mehr als 50 Prozent der Gesamtanteile summieren. "Wenn die gemeinsamen Eigentümer zusammen mehr Anteile halten als die Einzelinvestoren, kann dies wettbewerbsrechtlich bedenklich sein", warnt der Wirtschaftsforscher. "Unternehmensentscheidungen fallen möglicherweise anders aus, wenn die Anteilseigner auch an Konkurrenten beteiligt sind."

Neben den Eigentümerstrukturen der deutschen Firmen untereinander haben die Forschenden auch analysiert, welche deutschen Unternehmen gemeinsame Anteilseigner mit US-Unternehmen haben. Vor der Finanzkrise hatte lediglich der deutsche Autozulieferer Continental gemeinsame Investoren mit zehn US-Unternehmen wie Chevron oder General Electric. Nach der Finanzkrise sieht die Situation völlig anders aus: Inzwischen haben zwölf deutsche Unternehmen über gemeinsame Eigentümerstrukturen Verbindungen zu 24 US-Firmen. Insbesondere Bayer, Eon und Adidas sind mit vielen US-Unternehmen über gemeinsame Investoren verbunden, meist aus den USA.

"Grund für die Entwicklung in Deutschland sei, dass sich viele europäische Finanzinstitute nach der globalen Finanzkrise aus Investments zurückgezogen haben, was zum Teil auf die strengeren Eigenkapital- und Liquiditätsvorschriften zurückzuführen ist", erklärt Seldeslachts. Gleichzeitig hätten die US-Vermögensverwalter die Schwäche der Banken offensichtlich zu ihrem Vorteil nutzen und verstärkt in deutsche Unternehmen einsteigen können. Daher sei nun auf Bundes- und EU-Ebene Wachsamkeit gefragt, um möglichem Machtmissbrauch der Investoren entgegenzuwirken.

STARTSEITE