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wid Groß-Gerau - Die Zahl der Baugenehmigungen für Neubauprojekte ist um knapp 30 Prozent zurückgegangen. Ralph / pixabay.com

Krise der Bauindustrie verschärft sich

Die hohen Zinsen und die deutlich gestiegenen Baupreise bremsen den Neubau von Wohn- und Gewerbeimmobilien aus.


Die hohen Zinsen und die deutlich gestiegenen Baupreise bremsen den Neubau von Wohn- und Gewerbeimmobilien aus. Die Stornierungen von Projekten häufen sich, berichtet der Kreditversicherer Atradius.

Die Nichtzahlungsmeldungen in der Baubranche stiegen in den ersten sieben Monaten dieses Jahres bereits um rund 33 Prozent. "Wir gehen davon aus, dass sich das Zahlungsrisiko in der Branche in den kommenden Monaten weiter erhöhen wird", prognostiziert Frank Liebold, Country Director Deutschland bei Atradius.

Noch lebten die Unternehmen häufig von den Auftragsbeständen, doch das könnte sich ab dem Herbst verschärfen. Und dies werde insbesondere die kleineren Bauunternehmen treffen, da diese Unternehmen bei abrupten Auftragsrückgängen weniger resilient sind. Und damit einen nicht unerheblichen Anteil der Unternehmen im Baugewerbe insgesamt. Denn 85 Prozent der deutschen Unternehmen der Branche haben weniger als 20 Beschäftigte und könnten in schwierigeren Zeiten ihr operatives Geschäft immer schwerer aufrechterhalten.

Laut aktuellen Zahlen stieg die Zahl der Bauinsolvenzen im ersten Halbjahr 2023 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um neun Prozent. Für das Gesamtjahr rechnet der Kreditversicherer Atradius mit einem Anstieg zwischen 15 und 20 Prozent. Im Bauhauptgewerbe ist der Hochbau stärker betroffen als der Tiefbau.

Firmen, die ihren Schwerpunkt auf Infrastrukturprojekte insbesondere im Zusammenhang mit der Energiewende gelegt haben und im Elektro-Handwerk tätig sind, hätten nach wie vor gut gefüllte Auftragsbücher. Das Baunebengewerbe ist zwar weniger Konjunkturanfällig als das Bauhauptgewerbe. Allerdings könnte die Krise im Bauhauptgewerbe mit zeitlicher Verzögerung auch beim Baunebengewerbe durchschlagen.

Die Zahl der Baugenehmigungen für Neubauprojekte ist im Vergleich zum Vorjahr bis zur Jahresmitte um 28,5 Prozent zurückgegangen. Insgesamt könnte die Zahl neu fertiggestellter Wohneinheiten in Mehr- und Einfamilienhäusern in diesem Jahr bis auf 223.000 und 2024 sogar auf 177.000 sinken - deutlich weniger als das von der Bundesregierung angestrebte Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen.

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