img
wid Groß-Gerau - Die EZB mit Sitz in Frankfurt am Main ist Hüterin der Euro-Währungsstabilität. Hans / pixabay.com

EU-Länder mit unterschiedlichen Inflationsraten

Die Tabellen des Statistischen Amts der Europäischen Union (Eurostat) zeigen, dass die Mitgliedesländer der Währungsunion unterschiedliche Inflationsraten aufweisen.


Die Tabellen des Statistischen Amts der Europäischen Union (Eurostat) zeigen, dass die Mitgliedesländer der Währungsunion unterschiedliche Inflationsraten aufweisen. In den Niederlanden ist die Inflationsrate im September 2023 auf unter null gefallen, in der Slowakei liegt sie dagegen bei 8,9 Prozent. Auch in Belgien werden nur 0,7 Prozent Anstieg gemessen und in Slowenien über sieben Prozent; Spanien liegt bei 3,2 Prozent, Frankreich bei 5,6 und Deutschland bei 4,3 Prozent.

In seinem Blog "Relevante Ökonomik" nimmt der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Heiner Flassbeck - ehemals Staatssekretär im einst SPD-geführten Bundesfinanzministerium - zum Anlass, die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) infrage zu stellen:

"Zur gleichen Zeit, wo das passiert, philosophieren die deutschen Mitglieder des EZB-Rates über die Frage, ob und welche Rolle die Geldmenge für die Inflation im Euroraum spielt", wundert sich der streitbare Ökonom. Isabel Schnabel, Direktoriums-Mitglied der EZB, komme zu dem Ergebnis, dass man die Geldmenge nicht ausblenden dürfe, sie sei weiterhin ein relevanter Indikator für Preisstabilitätsrisiken. Und Joachim Nagel von der Deutschen Bundesbank stelle fest, man behalte die Geldmengen- und Kreditaggregate weiterhin im Blick, um beurteilen zu können, wie der geldpolitische Kurs innerhalb der Wirtschaft durchwirke.

"Da fragt man sich, wie es sein kann, dass die Länder in der Europäischen Währungsunion so unterschiedliche Inflationsraten aufweisen, wenn auch weiterhin eine Geldmenge (welche auch immer) ein relevanter Indikator für Preisstabilitätsrisiken sein soll." Es sei ja offensichtlich, dass "die Geldmenge", die von der EZB zugelassen (oder, wie manche immer noch glauben, kontrolliert "emittiert") werde, immer pauschal auf alle Länder einwirke. "Das Phänomen, dass, wie es die Monetaristen glauben, bei einer Inflation zu viel Geld zu wenige Güter jage, lässt sich ja nicht regional aufspalten." Wenn es "zu viel Geld" gäbe, dann würde es das in einem bestimmten Währungsraum überall in gleicher Weise geben. Der Ausgleich der Zinsen über den Geld- und Finanzmarkt würde dafür sorgen, dass es in allen Ländern genau gleich viel "zu viel" an Geld gebe.

Daraus folge wiederum: Wenn es in einer Währungsunion in der Phase allgemeiner Preissenkungen gewaltige Differenzen bei den Inflationsraten auftreten, zeige das eindeutig, dass die ursprüngliche Inflation, die von der EZB mit hohen Zinsen bekämpft werde, absolut nichts mit einer Geldmengenentwicklung, mit der Nachfrage allgemein oder gar mit staatlichen Schulden zu tun gehabt habe.

Den ganzen Beitrag von Heiner Flassbeck kann man kostenlos auf der Internetseite "www.relevante-oekonomik.com" nachlesen.

STARTSEITE