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wid Groß-Gerau - Rund 70 Prozent des Vermögens der ärmeren Hälfte der deutschen Haushalte besteht aus Rentenansprüchen. blickpixel / pixabay.com

Rentenanspruch für Geringverdiener besonders wichtig

Rentenansprüche und damit Vermögen im breiteren Sinne machen 70 Prozent des Vermögens der ärmeren Hälfte der Bevölkerung aus.


Rentenansprüche und damit Vermögen im breiteren Sinne machen 70 Prozent des Vermögens der ärmeren Hälfte der Bevölkerung aus. Sie sind damit nach dem Immobilienvermögen der wichtigste Baustein im erweiterten Vermögensportfolio der Haushalte.

Diese Rentenansprüche setzen sich aus der gesetzlichen und betrieblichen Altersvorsorge sowie Pensionen zusammen und sind damit nur ein "vermögensähnlicher" Wert. Für die ärmere Hälfte der Bevölkerung spielen diese vermögensähnlichen Ansprüche eine deutlich größere Rolle als für die reichere: Rund 70 Prozent des Vermögens der ärmeren Hälfte besteht aus diesen Rentenansprüchen. Im erweiterten Vermögensportfolio des reichsten Prozents, also der Top-Vermögenden, haben Rentenansprüche hingegen nur einen Anteil von 2,6 Prozent.

Dies sind die wichtigsten Ergebnisse einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin. Diese bezieht - basierend auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) - bei der Vermögensbetrachtung auch den Gegenwartswert der erworbenen Renten- und Pensionsansprüche in die Berechnung ein. Üblicherweise werden diese Versicherungsansprüche nicht in der Vermögensverteilung berücksichtigt, da sie kein beleihbares oder veräußerbares Geld- oder Sachvermögen darstellen; für viele sind sie aber ein wichtiger Baustein ihrer Altersvorsorge.

"Die große Bedeutung des Rentenvermögens für die ärmere Hälfte der Bevölkerung unterstreicht, wie wichtig es ist, Rentenansprüche bei der Vermögensbetrachtung zu berücksichtigen", sagt Studienautor Timm Bönke, der Co-Leiter des Bereichs Prognose und Konjunkturpolitik im DIW Berlin ist. "Dies ermöglicht es, vor allem die Wirkung von Rentenreformen auf die Vermögenssituation differenzierter zu bewerten."
Wenn die Rentenansprüche berücksichtigt werden, sinkt die gemessene Vermögensungleichheit, die in Deutschland im OECD-Durchschnitt recht hoch ist: Der Anteil, den die ärmere Hälfte der Bevölkerung in Deutschland am Gesamtvermögen hält, steigt von zwei auf neun Prozent. Der Anteil der Top-Vermögenden nimmt von 30 auf 20 Prozent ab. "Dass die Ungleichheit bei Einbeziehung der Renten sinkt, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Rentenansprüche in der unteren Verteilungshälfte oft so gering sind, dass sie nicht unbedingt vor Altersarmut schützen", gibt DIW-Ökonomin Charlotte Bartels vom SOEP zu bedenken. "Zudem können Rentenreformen die Vermögensungleichheit in Deutschland noch verstärken."
Und Co-Autor Bönke ergänzt: "Reformen, die das Rentenniveau senken, wirken ungleich stärker in der ärmeren Hälfte der Bevölkerung, deren Vermögen größtenteils aus - teils sehr geringen - Rentenansprüchen besteht." Dieser Bedeutung müsse man sich bei künftigen Reformen der Alterssicherung immer bewusst sein.

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