Von Baum zu Baum: Kohlenstoff liegt in der Luft

Bäume stehen nicht nur im Wald und schlagen. Nein, sie 'kommunizieren' auch miteinander. Wie das denn? Sie tauschen große Mengen Kohlenstoff über ihre Wurzeln mit den Nachbarbäumen aus.


Bäume stehen nicht nur im Wald und schlagen. Nein, sie "kommunizieren" auch miteinander. Wie das denn? Sie tauschen große Mengen Kohlenstoff über ihre Wurzeln mit den Nachbarbäumen aus. Diese Entdeckung machten Botaniker der Universität Basel, wie sie im Wissenschaftsmagazin "Science" berichten. Der intensive Kohlenstoffhandel von Baum zu Baum - auch zwischen verschiedenen Arten - verläuft über symbiotische Pilzfäden im Boden.

Dass Pflanzen durch die Fotosynthese Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen, ist bekannt. Der dabei entstehende Zucker wird zum Bau von Zellulose, Holzstoff (Lignin), Eiweiss und Fett verwendet, also der Grundbausteine der Pflanze. Während ein Baum wächst, wird Zucker von den Blättern zu den Wachstumsstellen transportiert: zu den Zweigen, Stämmen, Wurzeln und den mit diesen verbundenen Wurzelpilzen (Mykorrhizapilze).

Dr. Tamir Klein und Prof. Christian Körner von der Universität Basel, sowie Dr. Rolf Siegwolf vom Paul-Scherrer-Institut (PSI) berichten nun, dass der Zuckertransport weiter geht als bisher angenommen. In einem Waldstück nahe Basel nutzten sie einen Baukran und ein Netzwerk feiner Schläuche, um die Kronen fast 120 Jahre alter, 40 Meter hoher Fichten mit Kohlendioxid zu begasen, das mit einer Markierung versehen war. Dafür benutzten die Forscher ein Kohlendioxid, das gegenüber normaler Luft eine tiefere Konzentration des seltenen, etwas schwereren 13C-Kohlenstoffatoms aufweist.

Während das markierte Kohlendioxid für die Bäume keinen Unterschied macht, konnten die Botaniker seine Spur mit einem Atom-Massen-Spektrometer im ganzen Baum verfolgen. So ließ sich der durch die Photosynthese aufgenommene Kohlenstoff von den Baumwipfeln bis zu den Wurzelspitzen nachweisen. Die Forscher fanden, dass der markierte Kohlenstoff nicht nur in neuen Wurzeln der behandelten Fichtenbäume auftaucht. Dasselbe Signal trugen auch die Wurzeln benachbarter Bäume, die nicht markiert worden waren - auch von anderen Baumarten. "Der Wald ist offensichtlich mehr als nur die Summe von Bäumen", sagt Prof. Christian Körner. (vm/en-wid)

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