Landkarte unter Strom

Für eine nachhaltige Energieversorgung erstellen Forscher derzeit ein offenes Portal, das den allgemeinen Stromfluss mit seinen Engpässen und Überkapazitäten sichtbar macht. Die Daten werden von Freiwilligen gesammelt, ihr Handwerkszeug ist dabei eine Smartphone App.


Für eine nachhaltige Energieversorgung erstellen Forscher derzeit ein offenes Portal, das den allgemeinen Stromfluss mit seinen Engpässen und Überkapazitäten sichtbar macht. Die Daten werden von Freiwilligen gesammelt, ihr Handwerkszeug ist dabei eine Smartphone App. Damit die Stromlandkarte der Technischen Universität München (TUM) ihr Potenzial entfalten kann, muss sie reichhaltig mit Daten gefüttert werden.

"Was uns interessiert, ist die elektrische Infrastruktur: Hochspannungs- und Niederspannungsleitungen, Trafohäuschen, Umspannungseinrichtungen, Windräder und Solaranlagen", erklärt Jose Rivera, Leiter des Projekts OpenGridMap. Die weltweit aktiven Nutzer der App senden Fotos und Standortdaten an die TU München. Dort werden die Informationen ausgewertet und in das Open-Source-Landkartensystem OpenStreetMap hochgeladen, damit eine Art Weltkarte der Stromnetze entsteht. "Man kann einen Umbau der Energie-Versorgung nur dann planen, wenn man genau weiß, wo Leitungen liegen, an welchen Stellen der Strom aus den Hochspannungsleitungen transformiert und in die Niederspannungsnetze eingespeist wird", erläutert Prof. Hans-Arno Jacobsen, Leiter des Lehrstuhls für Energieinformatik und Middleware an der TUM.

Die Stromlandkarte soll auch dabei helfen, realistische Simulationen durchzuführen. Zum Beispiel Szenarien, wie sich regenerative Energien beim Einspeisen auf das vorhandene Netz auswirken, wo Engpässe oder Überkapazitäten entstehen und wo Speicher gebaut werden könnten. "Natürlich kennt jeder Energieversorger seine Netze, aber es gibt viele Energieversorger und nur wenige machen ihre Daten öffentlich zugänglich", erläutert Jose Rivera. Derzeit sei es den Forschern schon möglich, in Gebieten mit hoher Abdeckung die Lage der unterirdischen Leitungen zu berechnen. Mittlerweile hat das Projekt das Interesse des Technologiekonzerns Siemens und der Weltbank ergattert, auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt. Aber die Forscher hoffen vor allem auf weitere Freiwillige, die als Augen und Ohren zum Ausbau der Stromkarte dienen. (vm/en-wid)

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