Wenn alte Kraftwerke Neues lernen

Mit fossilen Brennstoffen befeuerte Kraftwerke helfen heute oft dabei, Stromschwankungen auszugleichen, wenn die aus regenerativen Energien erzeugte Energie nicht ausreicht. Sie werden dazu nach Bedarf hoch- und runtergefahren, worauf sie allerdings nicht ausgelegt sind.


Mit fossilen Brennstoffen befeuerte Kraftwerke helfen heute oft dabei, Stromschwankungen auszugleichen, wenn die aus regenerativen Energien erzeugte Energie nicht ausreicht. Sie werden dazu nach Bedarf hoch- und runtergefahren, worauf sie allerdings nicht ausgelegt sind. Professor Kai Michels, Direktor des Instituts für Automatisierungstechnik der Uni Bremen bricht hier eine Lanze für die konventionellen Kraftwerke, deren Potenzial durch die unkonventionelle Nutzung verspielt wird: "Die deutschen Kraftwerke - auch die älteren - sind technisch hochmodern. Der Wirkungsgrad von Braunkohle-Kraftwerken liegt heute bei weit mehr als 40 Prozent. Das ist Weltklasse."

Klar sei, dass regenerative Energie alleine den stetigen Bedarf weder ausreichend, noch kontinuierlich decken kann. Ein großes Problem von Kraftwerken, die ergänzend hinzu- oder abgeschaltet werden, ist die lange Zeit, die zum Aufwärmen der Anlage benötigt wird. Als Lösungsansatz arbeiten Automatisierungs- und Regelungstechniker wie Kai Michels mit seiner Arbeitsgruppe daran, diesen Wirkungsgrad zu verbessern. "Unser Ziel ist immer, die Steuerungssoftware zu optimieren", erklärt der Professor. "Man muss das Zusammenspiel der vielen tausend Ventile, Pumpen, Regler und Turbinen in einem solchen Kraftwerk so aufeinander abstimmen, dass diese Aggregate eben nicht nur unter Volllast, sondern auch unter Teillast optimal miteinander harmonieren."

Um diese Verbesserungen umzusetzen, müssen die Wissenschaftler die komplexen Systeme durchschauen und digital abbilden. "Dieser erste Schritt verbraucht 80 bis 90 Prozent unserer Zeit", kommentiert der Forscher. "Ab da wird es dann 'schmutzig': Zusammen mit den Experten des Kraftwerksbetreibers bringen wir die 'saubere' Theorie und die 'schmutzige' Praxis miteinander in Einklang." So tragen die Regelungstechniker dazu bei, den Kraftwerken ihr Potenzial auch unter erschwerten Bedingungen noch bestmöglich zu entlocken. (vm/en-wid)

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