Studie: Einfluss der EZB auf den Energiepreis

Für steigende Preise machen einige Ökonomen die Zins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) verantwortlich. Andere Wissenschaftler halten die Instrumente der EZB für unscharf und die Erhöhung des Leitzinses sogar für schädlich. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin analysiert nun die Zusammenhänge zwischen Leitzinsen und Energiepreisen.


Für steigende Preise machen einige Ökonomen die Zins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) verantwortlich. Andere Wissenschaftler halten die Instrumente der EZB für unscharf und die Erhöhung des Leitzinses sogar für schädlich. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin analysiert nun die Zusammenhänge zwischen Leitzinsen und Energiepreisen.

Ergebnis: Leitzinserhöhungen dämpfen Energiepreise über verschiedene Kanäle wie Nachfragerückgang und Wechselkursmechanismus - Allerdings verursachen sie auch wirtschaftliche Kosten. Zutreffend ist auch, dass die Energiepreise in Europa infolge der Corona-Pandemie und vor allem mit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine stark gestiegen sind.

Landläufig wurde angenommen, dass die EZB dagegen wenig ausrichten könne - auch die Zentralbank selbst ging davon noch im Februar 2022 aus. Die DIW-Studie zeigt jedoch, dass die EZB mit Blick auf die Energiepreise offenbar alles andere als machtlos ist: Erhöht sie den Leitzins, fallen die Energiepreise.

Dabei spielen drei Effekte eine Rolle, die sich gegenseitig beeinflussen, wie die DIW-Studie zeigt. Wichtig sind in dem Zusammenhang der Wechselkurs des Euro zum US-Dollar und der Ölpreis. "Unter dem Strich wird klar, dass die EZB die Energiepreise mit Leitzinserhöhungen tatsächlich dämpfen kann", sagt Alexander Kriwoluzky, Leiter der Abteilung Makroökonomie im DIW Berlin.

Infolge einer Zinserhöhung sinkt der Studie zufolge die gesamtwirtschaftliche Nachfrage: Unternehmen investieren weniger, private Haushalte halten sich beim Konsum zurück. Während die Verbraucherpreise daher um etwas weniger als 0,1 Prozent sinken, fallen die Energiepreise sogar um mehr als das Fünffache.

Neben dem Nachfrageeffekt, der den in Dollar gehandelten Ölpreis auf dem Weltmarkt infolge einer geringeren Energienachfrage senkt, spielen zwei Preiseffekte des Wechselkurses von Euro zu US-Dollar eine Rolle: Da im Zuge einer Zinserhöhung der EZB der Euro gegenüber dem US-Dollar aufwertet, verbilligen sich die Ölimporte im Euroraum.

Da der günstigere Ölpreis in Euro dann aber wiederum die Nachfrage befeuert, steigt die Ölnachfrage auf dem Weltmarkt und damit der globale Ölpreis in US-Dollar. Dieser globale Preiseffekt ist stärker als der lokale Preiseffekt im Euroraum, sodass der stärkere Euro letztlich für einen höheren Ölpreis sorgt. Zusammengenommen ist der Preiseffekt des Wechselkurses mit seinem steigenden Ölpreis aber schwächer als der Nachfrageeffekt mit seinem sinkenden Ölpreis, sodass die Energiepreise unter dem Strich fallen.

Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass eine Zinserhöhung für sich genommen die Wirtschaftsleistung senkt und die Arbeitslosigkeit erhöht. "Die Geldpolitik der EZB verursacht also auch wirtschaftliche Kosten", räumt Kriwoluzky ein. "In Zeiten mit hohen Inflationsraten ist es jedoch wichtig, die Inflationserwartungen im Blick zu haben und einzufangen, damit die Inflation mittelfristig nicht aus dem Ruder läuft." Diesbezüglich sei die EZB auf einem guten Weg.

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