Grundsicherung für Kinder
Deutschland gehört zwar zu den wirtschaftlich stärksten Staaten der Welt, doch davon profitieren nicht alle. Zum Beispiel sind mehr als 20 Prozent aller Kinder und rund 25 Prozent aller junger Erwachsener armutsgefährdet.
Deutschland gehört zwar zu den wirtschaftlich stärksten Staaten der Welt, doch davon profitieren nicht alle. Zum Beispiel sind mehr als 20 Prozent aller Kinder und rund 25 Prozent aller junger Erwachsener armutsgefährdet. Das geht aus einer Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor.
"Die Daten zeigen, dass sich die Lage nicht gebessert hat", teilt die Stiftung mit. "Damit sich an dem strukturellen Problem der Kinder- und Jugendarmut endlich etwas ändert, sollte die Bundesregierung die angekündigte Kindergrundsicherung jetzt schnell und entschlossen auf den Weg bringen", lautet die Forderung der Studienautoren.
"Wer als junger Mensch in Armut aufwächst, leidet täglich unter Mangel, Verzicht und Scham und hat zugleich deutlich schlechtere Zukunftsaussichten", sagt Autorin Anette Stein. "Das ist sowohl für die Betroffenen selbst als auch für die Gesellschaft als Ganzes untragbar."
Vertiefende Erkenntnisse zur Armutsgefährdung liefern die amtlichen Daten zu Kindern und Jugendlichen, die Grundsicherung nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) II erhalten. Demnach lebten im Sommer 2022 rund 1,9 Millionen junge Menschen unter 18 Jahren in Haushalten, die Sozialleistungen beziehen. Die Quote von Kindern und Jugendlichen im SGB II-Bezug betrug in Westdeutschland 13,4 Prozent und in Ostdeutschland 16 Prozent.
Ein Blick auf die kommunale Ebene zeigt gravierende Unterschiede: Die Spannbreite lag zwischen drei Prozent im bayerischen Roth und 42 Prozent in Gelsenkirchen in Nordrhein-Westfalen. Sowohl die Anzahl als auch der Anteil von Kindern in SGB II-Haushalten sind erstmals seit fünf Jahren deutlich gestiegen. Die Zunahme ist vor allem auf die aus der Ukraine geflüchteten Kinder und Jugendlichen zurückzuführen.
Überdurchschnittlich von Armut betroffen sind junge Menschen in alleinerziehenden Familien sowie in Familien mit drei und mehr Kindern. Die in diesen Fällen sehr aufwändige Sorge- und Betreuungsverantwortung macht es den Eltern oftmals unmöglich, einer umfänglichen Erwerbstätigkeit nachzugehen. Zudem wirken sich hier fehlende Angebote zur Kinderbetreuung besonders negativ aus. Das größte Armutsrisiko haben Kinder in Mehrkindfamilien mit einem alleinerziehenden Elternteil (86 Prozent).
Auch viele junge Erwachsene sind mit Armut konfrontiert. Laut Studie weisen 18- bis 25-Jährige mit 25,5 Prozent sogar das höchste Armutsrisiko aller Altersgruppen auf. Frauen sind dabei stärker betroffen als Männer, junge Menschen in Ostdeutschland häufiger als die in Westdeutschland.



