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wid Groß-Gerau - Seit März 2023 werden Haushalte mit teuren Strom- und Gastarifen durch die staatlichen Preisbremsen entlastet. Alexander Stein / pixabay.com

80 Prozent der Grundversorgungstarife teurer als Preisbremse

Die Preise im Energiegroßhandel sind seit Jahresbeginn deutlich gefallen. Viele Energieversorger bieten mittlerweile Strom- und Gastarife an, die unter den Preisgrenzen der staatlichen Preisbremsen für Strom und Gas liegen. Doch die Sache hat einen Haken.


Die Preise im Energiegroßhandel sind seit Jahresbeginn deutlich gefallen. Viele Energieversorger bieten mittlerweile Strom- und Gastarife an, die unter den Preisgrenzen der staatlichen Preisbremsen für Strom und Gas liegen. Doch die meisten Grundversorgungstarife der örtlichen Versorger kommen nach wie vor nicht ohne staatliche Unterstützung aus. Über 80 Prozent der Stromtarife und über 90 Prozent der Gastarife der Grundversorgung werden noch von den Steuerzahlern subventioniert. Das hat eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox ergeben.

Seit März 2023 werden Haushalte mit teuren Strom- und Gastarifen durch die staatlichen Preisbremsen entlastet. Bei der Strompreisbremse wird der Arbeitspreis für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs auf 40 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt. Der restliche Verbrauch wird zum Arbeitspreis des aktuellen Stromtarifs berechnet. Die jährliche Grundgebühr richtet sich ebenfalls nach dem aktuellen Tarif.

Von den 824 ausgewerteten Stromgrundversorgungstarifen hatten 676 noch einen Arbeitspreis über 40 Cent/kWh, das entspricht einer Quote von 82 Prozent. Im bundesweiten Durchschnitt kostet eine Kilowattstunde Strom im Grundversorgungstarif derzeit 44,4 Cent, die Grundgebühr liegt bei 148 Euro. Der Arbeitspreis des günstigsten verfügbaren Stromtarifs mit empfehlenswerten Bedingungen liegt im Bundesschnitt aktuell bei rund 32 Cent pro Kilowattstunde - und damit deutlich unter dem staatlichen Preisdeckel. (An Grundgebühren werden durchschnittlich 153 Euro fällig.)

Die Gaspreisbremse deckelt den Arbeitspreis für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs auf zwölf Cent pro Kilowattstunde. Der darüber hinaus gehende Verbrauch wird zum Arbeitspreis des aktuellen Gastarifs abgerechnet, ebenso wie die jährlichen Grundgebühren. Von den 712 analysierten Gasgrundversorgungstarifen wiesen 655 noch einen Arbeitspreis über zwölf Cent/kWh aus, was einem Anteil von 92 Prozent entspricht. Der Bundesschnitt der Gasgrundversorgungstarife liegt aktuell bei 16,1 Cent pro Kilowattstunde, die Grundgebühr beträgt 153 Euro. Der Arbeitspreis des günstigsten verfügbaren Gastarifs mit empfehlenswerten Bedingungen liegt aktuell bei 10,3 Cent pro Kilowattstunde - ebenfalls unterhalb des Preisdeckels. (Die Grundgebühr liegt im Schnitt bei 140 Euro.)

"Grundversorger haben in der Regel eine langfristige Beschaffungsstrategie", sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox. "Daher gehörten sie zu Hoch-Zeiten der Energiekrise zu den günstigsten Anbietern im Markt." Das Bild habe sich nun gedreht, sinkende Beschaffungskosten kämen vor allem bei Neukundentarifen überregionaler Versorger schneller an. Laut Bundesnetzagentur wurde 2021 mindestens ein Viertel der Strom- und Gaskunden im Rahmen der örtlichen Grundversorgung beliefert, im vergangenen Jahr dürfte dieser Anteil aufgrund der Energiekrise deutlich gestiegen sein.

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