Corona belastet unter 30-Jährige

Die Corona-Pandemie belastet in Deutschland vor allem die psychische Gesundheit von Familien und 18- bis 30-Jährige. Doch auch die Inflation und gestiegene Lebenshaltungskosten belasten die Psyche. Dies sind Ergebnisse der Studie 'Psychische Gesundheit in der Krise' der Krankenversicherungsagentur Pronova BKK.


Die Corona-Pandemie belastet in Deutschland vor allem die psychische Gesundheit von Familien und 18- bis 30-Jährige. Doch auch die Inflation, gestiegene Lebenshaltungskosten und die Klimakrise wirken belastend. Dies sind Ergebnisse der Studie "Psychische Gesundheit in der Krise" der Krankenversicherungsagentur Pronova BKK. Befragt wurden im Januar und Februar 2023 insgesamt 150 Psychiater.
Unterschiedliche Patientengruppen sind verschieden stark von den Krisen betroffen: Die 18- bis 30-Jährigen leiden nicht nur überdurchschnittlich stark unter der Klimakrise, sie sind auch insgesamt besonders stark von psychischen Problemen betroffen. 80 Prozent der Psychiater und Psychotherapeuten bestätigen, dass die Beschwerden in dieser Altersgruppe aufgrund der Corona-Pandemie und nachfolgender Krisen mehr geworden sind. 74 Prozent sagen das von den 30- bis 49-Jährigen, 63 von den über 50-Jährigen und 41 Prozent von Kindern.

Die Inflation und die Belastungen aufgrund gestiegener Lebenshaltungskosten betrafen nach Ansicht von 38 Prozent der Experten eher die 30- bis 49-Jährigen, für die 18- bis 30-Jährigen sagen es dagegen nur neun Prozent. Auch Männer leiden stärker unter der Inflation und gestiegenen Preisen (41 Prozent). Bei Frauen hat zwar die Inflation derzeit auch die größten Auswirkungen auf die Psyche (36 Prozent), im Vergleich leiden sie hingegen stärker als die Männer unter der Pandemie und dem Ukrainekrieg.

Den Ukrainekrieg sehen 77 Prozent der befragten Fachärzte als Auslöser für psychologische Probleme bei den Menschen. Nur die Klimakrise hat mit 32 Prozent der Experten eher wenig Einfluss auf das Seelenleben der Menschen. Hier besteht jedoch eine Ausnahme: die 18- bis 30-Jährigen. 23 Prozent geben an, dass diese Altersgruppe die Sorge um das Klima quält. Kinder und Jugendliche sehen nur sechs Prozent der Befragten betroffen, die psychischen Beschwerden der Generation 50Plus bringt niemand mit der Klimakrise in Verbindung.

Besonders stark haben die Pandemie und nachfolgende Krisen auf die psychische Gesundheit der Familien eingewirkt. 87 Prozent der Psychiater bescheinigen dies. Bei Ehepaaren ohne Kinder gehen 58 Prozent und damit 29 Prozentpunkte weniger von psychischen Problemen aufgrund der Krisen aus.

"Lockdowns, Homeoffice und Homeschooling haben die Nerven in Familien oft überreizt. Zwar ist die Pandemie fast zu Ende, doch Nachwirkungen bleiben erhalten", sagt Dr. med. Sabine Köhler, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Bei bestehenden Patienten hätte die Corona-Krise viele Symptome verstärkt - allen voran Überforderung im Familienleben und bei der Kindererziehung, aber auch Ängste. 95 Prozent der Befragten würden sagen, dass Patienten, die schon vor 2020 in Behandlung waren, seitdem stärker unter psychischen Problemen in Folge einer Überforderung leiden würden.

Auch Ängste (93 Prozent), Erschöpfung (92 Prozent) und familiäre Probleme (90 Prozent) hätten bei ihnen zugenommen. Neue Patienten kämen bei 91 Prozent der Befragten mit Überforderung im Familienleben oder familiären Problemen in die Praxis oder Klinik.

Familiäre Probleme wie etwa Beziehungsprobleme, Ehekrisen oder gar häusliche Gewalt erreichten im zweiten Corona-Jahr 2021 ihren Höhepunkt: 75 Prozent der Psychiater und Psychotherapeut gaben dies an - 2020 und 2022 waren es knapp über 50 Prozent. 63 Prozent diagnostizierten im zweiten Corona-Jahr auch häufiger Reizbarkeit, Wut und Zorn.

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