Neuer Therapieansatz bei Hirntumoren
Die Kliniken für Neuroonkologie und Neurochirurgie des Universitätsklinikums Bonn (UKB) beginnen eine klinische Phase II-Studie, die die Wirksamkeit des Medikaments Meclofenamat bei Patientinnen und Patienten mit der bösartigen Hirntumorerkrankung Glioblastom erprobt.
Die Kliniken für Neuroonkologie und Neurochirurgie des Universitätsklinikums Bonn (UKB) beginnen eine klinische Phase II-Studie, die die Wirksamkeit des Medikaments Meclofenamat bei Patienten mit der bösartigen Hirntumorerkrankung Glioblastom erprobt. Das Glioblastom ist der häufigste und aggressivste Hirntumor im Erwachsenenalter.
Da die Lebenserwartung der Betroffenen trotz Ausschöpfung aller bestehenden Therapiemaßnahmen weiterhin eingeschränkt ist, haben Prof. Ulrich Herrlinger, Direktor der Klinik für Neuroonkologie und Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Neurologie des UKB, und PD Dr. Matthias Schneider, Oberarzt der Klinik für Neurochirurgie und Leiter der interdisziplinären Brain Tumor Translational Research Group am UKB, vor zwei Jahren die MecMeth/NOA-24 Studie ins Leben gerufen. Hierbei soll eine neue medikamentöse Kombinationstherapie im Rezidivstadium von Glioblastomen auf ihre Wirksamkeit untersucht werden.
In Laborexperimenten konnte die Arbeitsgruppe um Matthias Schneider in Kooperation mit Wissenschaftlern vom Universitätsklinikum Freiburg zeigen, dass das ursprünglich zur Rheuma-Therapie entwickelte Medikament Meclofenamat die Kommunikation zwischen Glioblastomzellen hemmt. Diese Beeinträchtigung der Kommunikation führte dazu, dass die zuvor in einem Netzwerk verbundenen Tumorzellen voneinander isoliert wurden, wodurch sie empfindlicher gegenüber einer Behandlung mit Chemotherapeutika reagierten.
An der Studie teilnehmen können Patienten ab dem 18. Lebensjahr, die an einem Rezidiv eines MGMT-Promotor methylierten Glioblastoms leiden. Insgesamt werden deutschlandweit 60 Probanden gesucht. Nach Studieneinschluss erfolgt für jeden Teilnehmenden eine zufällige Zuweisung zu einem von zwei Therapiearmen. Eine Gruppe wird mit dem etablierten Chemotherapeutikum Temozolomid behandelt, während die andere Gruppe eine Kombinationstherapie aus Temozolomid und Meclofenamat erhält. Die Probanden können an insgesamt 15 Studienzentren in Deutschland therapiert werden.
"Sollten sich positive Anzeichen für eine Wirksamkeit dieser neuen Kombinationstherapie ergeben, wäre dies ein erster Hinweis darauf, dass eine Therapie, die sich gegen die Kommunikation im Tumornetzwerk richtet, nicht nur im Labor, sondern auch in der klinischen Anwendung Erfolg haben könnte", so PD Dr. Matthias Schneider. In diesem Falle wäre dann eine deutlich größer angelegte Phase III-Studie mit mehreren hundert Patienten geplant.