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mp Groß-Gerau - Süßstoffe sind kalorienfrei und werden zumeist von Menschen konsumiert, die ihr Gewicht reduzieren wollen. Süßstoff Verband e.V. / HandmadePictures | AdobeStock

Süßstoff-Verband kritisiert WHO-Empfehlung

Eine Untergruppe der WHO (NUGAG) gibt eine 'schwache Empfehlung' ab, dass kalorienfreie Süßstoffe nicht zur Gewichtskontrolle verwendet werden sollten. Sie beruft sich dabei auf eine WHO-Übersichtsstudie.


Eine Untergruppe der WHO (NUGAG) gibt eine "schwache Empfehlung" ab, dass kalorienfreie Süßstoffe nicht zur Gewichtskontrolle verwendet werden sollten. Sie beruft sich dabei auf eine WHO-Übersichtsstudie. Diese habe aber genau das Gegenteil ergeben, betont der Süßstoff-Verband e. V.

Der Verzehr von kalorienfreien, mit Süßstoffen gesüßten Getränken sei unbedenklich und könne die Gewichtsabnahme bzw. das Gewichtsmanagement positiv unterstützen. "Dass die WHO eine Empfehlung ausspricht, die sich nicht mit der von ihr selbst in Auftrag gegebenen Studienlage deckt und darüber hinaus eine Vielzahl qualitativ hochwertiger Studien, die den Nutzen von Süßstoffen bestätigen, aus ihrer Bewertung ausschließt, ist nicht nur wissenschaftlich fragwürdig, sondern führt ohne nachvollziehbare Begründung zu einer unnötigen Verunsicherung der Verbraucherinnen und Verbraucher", heißt es mit der Mitteilung des Branchenverbands.

Wie schon im vorherigen Entwurf der Leitlinie empfiehlt die WHO-Untergruppe, dass kalorienfreie Süßungsmittel nicht als Mittel zur Gewichtskontrolle oder zur Verringerung des Risikos nichtübertragbarer Krankheiten eingesetzt werden sollten.
Die WHO-NUGAG bewerte ihre Empfehlung selbst als "schwach", berichtet der Süßstoff-Verband. Ebenso schwach wie die Empfehlung selbst bleibe auch die Argumentation der Leitlinie.

Die Übersichtsarbeit, die der WHO-NUGAG-Leitlinie zugrunde liegt, konzentriert sich in erster Linie auf Beobachtungsstudien. In den ausgewählten Studien wird behauptet, dass kalorienfreie Süßstoffe unter anderem das Körpergewicht beeinflussen.

"Hier lohnt sich jedoch ein Blick auf das Studiendesign", sagt Anja Roth, Ernährungswissenschaftlerin und fachliche Ansprechpartnerin des Süßstoff-Verband e.V. "Denn es liegt in der Natur von Beobachtungsstudien, dass sie keinen kausalen Zusammenhang nachweisen können." Vielmehr bestehe die Gefahr einer reversen Kausalität.

Revers bedeutet: Menschen konsumieren Süßstoffe, weil sie zunehmen und nicht andersherum. Um eine wirkliche Kausalität nachzuweisen, werden andere Studiendesigns wie randomisierte kontrollierte Studien verwendet. "Warum aber gerade diese Studien nicht in die Bewertung der WHO eingeflossen sind, ist - zumindest aus rein wissenschaftlicher Sicht - nicht nachvollziehbar", meint Roth.

Die WHO-NUGAG sei sich der methodischen Schwäche ihrer Argumentation bewusst. Daher spreche sie nur eine bedingte Empfehlung aus. Bei einer so genannten schwachen oder bedingten Empfehlung erkenne der Autor an, dass eine erhebliche Unsicherheit über das Nutzen-Risiko-Verhältnis der Empfehlung bestehe. Aber auch eine schwache Empfehlung sei eine Empfehlung: Sie werde zu einer massiven Verunsicherung der Verbraucher führen.

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