Warum Frauen häufiger an Alzheimer erkranken
Alzheimer kann uns alle treffen - aber Frauen erkranken deutlich häufiger als Männer.
Forscher hatten dieses Ungleichgewicht lange der höheren Lebenserwartung von Frauen zugeschrieben, da der größte Risikofaktor für die Alzheimer-Krankheit das Alter ist. Anlässlich des Weltfrauentages am 8. März informiert die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative e.V. über neue Erkenntnisse.
Alzheimer kann uns alle treffen - aber Frauen erkranken deutlich häufiger als Männer.
Forscher hatten dieses Ungleichgewicht lange der höheren Lebenserwartung von Frauen zugeschrieben, da der größte Risikofaktor für die Alzheimer-Krankheit das Alter ist. Anlässlich des Weltfrauentages am 8. März informiert die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative e.V. über neue Erkenntnisse.
Insgesamt sind zwei Drittel der an Alzheimer Erkrankten Frauen, für Deutschland entspricht dies einer Zahl von etwa 800.000 Betroffenen. Die Autoren Privatdozent Dr. Alex Yang Liu und Prof. Klaus Faßbender vom Universitätsklinikum des Saarlandes haben drei Faktoren identifiziert, die mutmaßlich dazu beitragen, dass Frauen häufiger an Alzheimer erkranken.
Faktor 1: Durchblutungsstörungen im Gehirn
Durchblutungsstörungen im Gehirn treten bei rund 80 Prozent der Alzheimer Erkrankten auf. Ursache dafür ist unter anderem der Abbau von Zellen, die den Blutfluss im Gehirn regulieren. Dann wird das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und die geistigen Fähigkeiten lassen nach.
Laut Yang Liu, Erstautor der Studie, ist der Aspekt der Durchblutungsstörungen sehr wichtig, um zu verstehen, warum Frauen häufiger an Alzheimer erkranken. "Vor der Menopause haben Frauen ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Männer. Nach der Menopause verdoppelt sich bei Frauen nahezu die Häufigkeit von Herzerkrankungen und Schlaganfällen," erklärt Yang Liu.
Faktor 2: Störung der Informationsweiterleitung im Gehirn
Das Geschlecht beeinflusst bei der Alzheimer-Krankheit auch die Informationsübertragung im Gehirn. Bestimmte Zellen sorgen dafür, dass die Nervenzellen geschützt sind und Informationen schnell ausgetauscht werden können.
Es gibt Hinweise, dass Zellen im Falle einer Alzheimer-Erkrankung bei Frauen weniger stark aktiviert werden als bei Männern. Dadurch bleibt diese Schutzschicht bei Frauen weniger gut erhalten und die Informationsweiterleitung im Gehirn wird stärker beeinträchtigt. Gesteuert werden diese Prozesse vermutlich durch Gene in den Fortpflanzungsorganen, bei Männern in den Hoden, bei Frauen in den Eierstöcken.
Faktor 3: Geschwächte Immunabwehr
Mikrogliazellen sind ein wichtiger Teil der Immunabwehr des Gehirns. Im gesunden Gehirn wirken sie entzündungshemmend und sorgen wie eine Art Müllabfuhr dafür, dass schädliche Stoffe entsorgt werden. Bei der Alzheimer-Krankheit sind Mikrogliazellen zunächst noch in der Lage, für die Krankheit typischen schädlichen Proteinablagerungen im Gehirn abzubauen.
Im Krankheitsverlauf werden die Mikrogliazellen durch ständige Aktivierung zunehmend erschöpft. Sie können den Schutz des Gehirns dann nicht mehr gewährleisten, sondern verursachen chronische Entzündungen, die den Abbau der Nervenzellen zusätzlich fördern. Bei Frauen scheinen die Immunabwehr und die Regulation von Entzündungsprozessen schlechter zu funktionieren als bei Männern.
Die Erforschung von geschlechtsspezifischen Unterschieden bei der Entstehung der Alzheimer-Krankheit steht noch am Anfang. In der medizinischen Praxis wurden Frauen einfach wie kleinere, leichtere Männer behandelt. Seit einigen Jahren wächst das Bewusstsein, dass geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Entstehung und Behandlung von Krankheiten eine wichtige Rolle spielen.